Landwirtschaft braucht mehr Verlässlichkeit
06. März 2019
Die Verabschiedung von Jürgen Mente und der Vortrag des Landvolk-Präsidenten Albert Schulte to Brinke prägten die Versammlung des Landvolks Celle.
06. März 2019. Christoph Düvel, seit November 2018 Vorsitzender des Landvolks Celle, begrüßte 160 Mitglieder und Gäste zur Kreisverbandsversammlung in Eversen. Er nannte den SuedLink, die Wolfsproblematik, die Situation der Feldberegnung, die geplante Verschärfung der neuen Düngeverordnung und die Schaffung von Blühflächen für mehr Biodiversität als die aktuellen wichtigen Themen für die Landwirte im Celler Land. Auch auf die Unterschutzstellung des Allertals bei Celle ging er ein. „Den von der EU geforderten Schutz des Allertals können wir rechtssicher durch ein Landschaftsschutzgebiet erreichen" so Düvel. Er appellierte an die Kreistagsabgeordneten und die Verwaltung in diesem Sinne für Eigentümer, Waldbesitzer und Landwirte zu handeln.
Dr. Rüdiger von Borke, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bergen, überbrachte die Grüße der Stadt Bergen, betonte seine Freude darüber, dass das Landvolk Celle seine Versammlung in der Region Bergen ausrichte, und ging auf die besondere Bedeutung der Landwirtschaft – sowohl historisch wie auch aktuell – für Bergen ein.
Landrat Klaus Wiswe führte aus, dass bei der Schutzgebietsausweisung für das Allertal sowohl die Belange der Eigentümer und Landwirtschaft als auch die Belange des Naturschutzes zu beachten seien – hier müsse in Gesprächen mit allen Beteiligten ein Ausgleich gefunden werden. Zudem betonte er vor dem Hintergrund der Dürre 2018 die besondere Bedeutung der Feldberegnung für die Landwirtschaft im Celler Land und erläuterte den aktuellen Stand des zugehörigen wasserrechtlichen Erlaubnisverfahrens.
In seinen schwungvollen Ausführungen machte MdB Henning Otte seine Heimatverbundenheit deutlich und erläuterte am Beispiel Wolf, dass er den Ländlichen Raum gegen kontraproduktive Einflüsse von außen verteidigen werde. Ebenso werde er sich mit seiner Fraktion im Kreistag für den Schutz des Allertals mittels eines Landschaftsschutzgebiets einsetzen, um Eigentümer, Waldbesitzer und Landwirte so wenig wie möglich einzuschränken.
Die neue Landfrauenvorsitzende Ann-Katrin Berkhan hob die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Landfrauen und Landvolk Celle hervor, die sich insbesondere im gemeinsame Bildungs-Projekt „Transparenz Schaffen" zeige, welches überaus erfolgreich Kinder, Schüler und Jugendliche an die Themen Landwirtschaft und Ernährung heranführe.
Vorsitzender Düvel ehrte die ehemalige Landfrauen-Vorsitzenden Ilsedore Heidmann für acht Jahre im Amt als Landfrauenvorsitzende und die gelebte Verbindung zwischen Landfrauen und Landvolk. Sie wurde mit der silbernen Ehrennadel des Landvolks Celle ausgezeichnet.
Besondere Ehrungen und Anerkennung erfuhr der ehemalige Vorsitzende des Landvolks Celle Jürgen Mente. Zum einen wählte die Versammlung ihn zum Ehrenvorsitzenden des Landvolks Celle und zum anderen verlieh ihm der Präsident des Landvolk-Landesverbands Albert Schulte to Brinke die Ehrennadel in Gold des Landvolks Niedersachsen für die geleistet Arbeit in 12 Jahren Vorsitz. Es sei ihm eine besondere Ehre Mente auszuzeichnen, sagte Schulte to Brinke. Mente bedankte sich für die Ehrungen und die Standing Ovations der Mitglieder und schloss zuversichtlich mit dem Satz „Landwirt ist der schönste und wichtigste Beruf, den es gibt!"
„Wir wollen wieder Mut haben, neue Wege als neue Chancen zu begreifen." Mit diesen Worten brachte Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke in seinem Vortrag Landwirtschaft und Gesellschaft näher zueinander. Dazu sollten Landwirte im Dialog mit der Gesellschaft bleiben. Von der Politik erwartet Schulte to Brinke zugleich mehr Verlässlichkeit und Entscheidungen, die sich an wissenschaftlich basierten Fakten orientieren. Ein großes Lob zollte der Landvolkpräsident den Celler Bauern für ihr großes Engagement zur Biodiversität im vergangenen Jahr: 651 Hektar Blühstreifen, 779 Hektar Brache und 4.432 Hektar Zwischenfruchtanbau seien dafür ein überzeugender Beweis. Schulte to Brinke ging auf die vielen ungelösten Probleme ein, denen sich die Landwirte derzeit ausgesetzt sehen. Dazu zählte er die Düngegesetzgebung, die nach einer Verschärfung im Vorjahr erneut angepackt werden solle. „Lassen Sie das neue Gesetz zunächst wirken", warnte er an die Adresse der Politik. Die Qualität des Grundwassers in Niedersachsen sei derzeit nicht zu beanstanden, die Landwirte trügen ihren Teil dazu bei, diesen guten Zustand zu erhalten. Unterstützung könne die Politik mit Investitionshilfen für zusätzlichen Lagerraum von Wirtschaftsdünger und exakt arbeitende Ausbringungstechnik leisten. Mut zu neuen Wegen wünscht sich der Landvolkpräsident auch bei modernen Züchtungstechniken. „Mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels könnten wir die Anpassungsreaktionen auf dem Acker beschleunigen", sagte Schulte to Brinke und bedauerte die restriktive Haltung zu den neuen Technologien. Einem enormen Veränderungsdruck seien die Tierhalter ausgesetzt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher forderten mehr Tierwohl, seien aber nicht bereit, dieses auch entsprechend zu honorieren. Daher blieben auch die Direktzahlungen im Rahmen der EU-Agrarpolitik eine wichtige Größe. „Wer hier Hand anlegen will und Kürzungen vorschlägt, muss den Landwirten auch deutlich sagen, dass sie damit Einkommenseinbußen in Kauf nehmen sollen", machte sich Schulte to Brinke für eine verlässliche EU-Agrarpolitik stark.