Messstellen mit deutlichen Mängeln

Grundlegende Überprüfung des Nitrat-Messnetzes notwendig

31. März 2020

Das Landvolk Celle sieht sich in seiner Kritik an dem Messstellennetz zur Beurteilung der Grundwasserqualität bestärkt. Fast jede zweite Messstelle weist gravierende Mängel auf.

 Dieses Ergebnis hat das Fachgutachten des Büros Hydor Consult mit Sitz in Berlin ergeben. „Die Ergebnisse sind aus unserer Sicht deutlich und bestärken uns in unserer Kritik an dem bisherigen System“, fasst Landvolkvorsitzender Christoph Düvel zusammen. Das Gutachten belegt Mängel an den bautechnischen Zuständen zahlreicher Messstellen, deren gesamtes Netz wird als wenig repräsentativ eingestuft und eignet sich somit nicht zur Festlegung der sogenannten „Roten Gebiete“. „Wir fordern eine grundlegende Überprüfung der Messstellen sowie einen Neuzuschnitt des gesamten Messnetzes und daraus resultierend eine fundierte Überarbeitung der Gebietsausweisung, die dann dem Verursacherprinzip entsprechen muss.“ fasst Düvel die aus dem Gutachten resultierenden Forderungen des Landvolkes zusammen. „Unsere Bauern sind sehr stark von der aktuellen Ausweisung der Roten Gebiet betroffen, denn ca. 80% der Fläche des Landkreises Celle sind Rote Gebiete. Die Ergebnisse des Fachgutachtens liefern uns gute Argumente für die Klage gegen die aktuelle Ausweisung der Roten Gebiete“.

Das Gutachten hat 41 Grundwasserkörper hinsichtlich ihres Zuschnittes mit den zugehörigen Typflächen/Teilräumen analysiert. Es kommt zu dem Ergebnis, dass die geringe Dichte der Messstellen in den Grundwasserkörpern nicht repräsentativ ist. Die ausgewiesenen Messstellen bilden nicht die reale Landnutzung ab. Dies betrifft z.B. den Grundwasserkörper Örtze-Lockergestein-Rechts. Das unterirdische Fließverhalten des Grundwassers wird zudem bei der Abgrenzung der Grundwasserkörper nicht ausreichend beachtet. 648 Messstellen wurden konkret auf ihre Qualität überprüft, parallel dazu die auf Grundlage dieser Messstellen beruhende Zustandsbeschreibung der Grundwasserkörper nach EU-Recht. 190 der 648 überprüften Messstellen weisen gravierende Mängel auf, beispielsweise in den bautechnischen Anforderungen. An weiteren 194 Messstellen belegt das Gutachten noch geringe Mängel. In 264 Fällen ist die Dokumentation der Ausbaupläne der Messstellen für eine Bewertung unzureichend, deshalb sind belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen nicht möglich. Hydor hat dazu eine Vielzahl von Parametern entlang der Messstellen abgeprüft. Schließlich sieht das Fachgutachten nach einem Vergleich der Messstellennetze europäischer Nachbarländer und der Schweiz mit dem in Deutschland eine nachteilige Behandlung der deutschen Landwirte gegenüber den europäischen Kollegen.

Das Landvolk Celle hat gemeinsam mit weiteren 22 Kreisverbänden und dem Landvolk Landesverband das Gutachten beim Büro Hydor (verantwortlich Dr. Stephan Hannappel) in Auftrag gegeben. Es trägt den Titel „Evaluierung der Einstufung von 41 Grundwasserkörpern in den schlechten chemischen Zustand wegen Nitrat für den zweiten Bewirtschaftungsplan nach EG-WRRL in 2015 durch den NLWKN“. Die Ergebnisse wurden Umweltminister Olaf Lies und Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bereits vorab übermittelt. Im direkten Gespräch will das Landvolk seine Kritik gegenüber den beiden Ministern sowie dem NLWKN als zuständiger Fachbehörde gern erläutern. „Wir Landwirte stehen zu unserer Verantwortung für den Gewässerschutz“, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. Dazu müssten gesicherte, glaubhafte und präzise Daten vorliegen. Gerade vor der großen Bedeutung, die dem Ergebnis jeder einzelnen Messtelle bei der Festlegung der Düngeauflagen in den so genannten „roten Gebieten“ zukomme, müsse deren Aussagekraft absolut unangreifbar sein. Dem Messnetz komme eine Schlüsselfunktion im Rahmen des Wasserschutzes zu. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Flächen müssen daher sehr sorgfältig begründet sein.