Wasserhaushalt im Landkreis Celle stärken

22. März 2022

Pilotprojekt Wasserrückhalte- und Grabenmanagement in der Region Celle wird von DBU und Landkreis Celle gefördert.

Rechtzeitig zum internationalen Tag des Wassers am 22. März kann der Oberverband Feldberegnung Celle auf die gesicherte Finanzierung eines lange vorbereiteten Pilot- und Demonstrationsprojektes setzen. Untersucht und erprobt werden darin die Möglichkeiten und Grenzen einer an den Klimawandel angepassten Landschaftsentwässerung in ländlichen, sommertrockenen Regionen der niedersächsischen Geest. „Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 125.000 € und vom Landkreis Celle mit 105.000 € gefördert. Insgesamt rechnen wir mit rund 290.000 Euro Projektkosten“, erklärt Cord Otte, Vorsitzender des Oberverbands Feldberegnung (OVF) Celle.

Durch den Klimawandel ergeben sich Veränderungen der Niederschläge und die Temperatur steigt, so dass Auswirkungen in der Grundwasser-Neubildung und somit in den Grundwasserständen und im Oberflächenabfluss zu erwarten sind. Ziel des Projektes ist es, diese Auswirkungen möglichst zu kompensieren und so einen tatsächlichen, aber auch einen strategischen Beitrag zur Klimaanpassung zu leisten. „Das Wassersparen wird durch die Folgen des Klimawandels wie häufigeren Trockenperioden ein immer wichtigeres Thema“, sagt Wasserexperte und DBU-Projektbetreuer Dr. Volker Wachendörfer. Es sei ein Gebot der Stunde, Wasser in der Landschaft zu halten, statt die Strategie weiterzuverfolgen, Wasser möglichst schnell abzuleiten.

 

Durch das Rückhalten von Wasser in sommertrockenen Gräben wird der Oberflächenabfluss reduziert, die Grundwasserneubildung erhöht und der Grundwasserstand ausgeglichener. Zudem werden die Phasen von Grundwasser-Tiefstständen verkürzt mit den sich daraus ergebenen positiven Effekten für Feuchtbiotope, Basisabfluss in Fließgewässern etc. sowie für weitere Grundwassernutzer. „Damit wird einerseits der Landschaftswasserhaushalt gestützt und andererseits der für Grundwasserentnahmen verfügbare Vorrat erhöht“, erklärt Cord Otte, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bergen führt. Eine gezielte und eigenverantwortliche Bewirtschaftung der Rückhalteeinrichtungen mache es den Grabengemeinschaften möglich, aktiv die Grundwasserkörper zu entlasten und sich somit an den Klimawandel anzupassen.

In lokalen Kooperationen aus Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Bodenverbänden, Flächeneigentümern, Genehmigungsbehörden und anderen Akteuren, werden in dem Projekt geeignete Gebiete identifiziert, um den Landschaftswasserhaushalt zu stützen. Das Interesse der betroffenen Anlieger, also in der Regel der Flächenbewirtschafter, basiert auf der stärker wahrgenommenen Trockenheit, unter der Wälder und landwirtschaftlich genutzte Flächen zunehmend leiden. Wegen des trockenen Klimas und seiner leichten Böden entwickelte sich Ostniedersachsen und damit auch der Landkreis Celle seit vielen Jahrzehnten parallel zur Technisierung der Landwirtschaft zu einer intensiven Beregnungsregion. Durch das Pilotprojekt werden die konkreten örtlichen Zusammenhänge von Oberflächenabfluss, Grundwasserneubildung und Verdunstung transparent gemacht. Es wird gezeigt, wie mit einfachen technischen Mitteln den Änderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, entgegengesteuert werden kann. Geplant sind dafür eine Vielzahl von kleinen Maßnahmen in den Grabensystemen.

Cord Otte: „Das Projekt soll ein Leuchtturm sein. Wir erhoffen uns viele Erkenntnisse, damit wir Impulse geben können für möglichst viele weitere Maßnahmen zur Stützung des Landschaftswasserhaushalts in Eigenregie weiterer kleiner Grabengemeinschaften.“ Zum Ende des Projekts werden in einem Leitfaden, der sich insbesondere an Wasser- und Bodenverbände sowie Bewirtschafter entwässerter Flächen wendet, die Erfahrungen zusammengefasst.

Das Eigeninteresse des OVF Celle und seiner Mitglieder ist einerseits durch eine neue Sensibilität innerhalb der Landwirtschaft für die Grundwasserneubildung und den notwendigen Biotopschutz und andererseits durch die aktuell intensive gesellschaftliche Diskussion zum Gut Grundwasser begründet. Insgesamt ist in den drei trockenen Jahren 2018, 2019 und 2020 in der Region Celle sehr deutlich geworden, dass sich grundwasserabhängige Biotope wie Fließgewässer und Landökosysteme in einer extremen Stresssituation befunden haben. Damit hat sich die Konkurrenzsituation mit Grundwassernutzern und hier insbesondere auch mit der Feldberegnung zugespitzt. Um diese Konkurrenzsituation zu entschärfen, greifen die Flächennutzer und Bewirtschafter in dem Projekt gestalterisch behutsam im Sinne eines nachhaltigen Managements ein. Otte: „Immer dort, wo es konfliktfrei möglich ist, wird das anfallende Oberflächenwasser vor Ort zurückgehalten und möglichst dem Grundwasser zugeführt.“

Insgesamt sind in der Region Celle mehrere 100 KiIometer geeignete Gräben vorhanden und der Oberflächenabfluss aus diesen Gräben liegt mehrfach über den Entnahmen zum Beispiel durch Wasserwerke oder für die Feldberegnung. Es besteht somit ein erhebliches Handlungs- und Gestaltungspotential. 

 

Hintergrundinformationen zum Oberverbandfeldberegnung Celle

Der Oberverband Feldberegnung Celle (OVF Celle) ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts nach dem Wasserverbandsgesetz. Seine Mitglieder sind 18 örtliche Beregnungsverbände (BV) im Landkreis Celle und im Gebiet der Stadt Celle. Damit sind alle landwirtschaftlichen Beregner und Flächeneigentümer aus den 18 BV mittelbare Mitglieder des OVF Celle. Das Verbandsgebiet umfasst eine landwirtschaftliche Fläche von knapp 39.000 Hektar. Der OVF Celle vertritt die Belange der landwirtschaftlichen Bewässerung (Feldberegnung) in der Region Celle gegenüber Behörden und Institutionen und übernimmt vielfältige Beratungs-/ Betreuungs- und Koordinationsaufgaben im laufenden Betrieb für seine Mitgliedsverbände. Der Landkreis Celle und die Stadt Celle sind die Aufsichtsbehörden. 

 

Detailinformationen zu Maßnahmen:

Als technische Maßnahmen sind geplant:

  • temporäres Setzen und Betreiben von kleinen Stauanlagen (z. B. einfache Holzbohlenwehre) in Gräben – i. d. R. in den Wintermonaten und abhängig von der Flächenbewirtschaftung auch darüber hinaus (bis zu ganzjährig) und ggf. Veränderung der Stauhöhe oder
  • Reduzieren der Unterhaltung (komplett oder in Teilen) in Gräben oder
  • Anheben von Grabensohlen oder
  • Rückbau (vollständig oder in Teilen) von Gräben.

 

Folgende Aspekte sollen durch das Projekt beleuchtet werden:

  • der Betrieb von temporären Stauen
  • die technisch-hydraulische Wirksamkeit
  • die sozio-ökonomische Akzeptanz
  • die rechtlichen Rahmenbedingungen
  • Wirksamkeit der An-/Einstaumaßnahmen
  • organisatorische Struktur der Betroffenen und Beteiligten
  • genehmigungsrechtliches „Handling“ mit dem Landkreis Celle als Genehmigungsbehörde,
  • Übertragbarkeit auf andere Regionen.