EU-Pläne gefährden landwirtschaftliche Betriebe im Celler Land

03. Oktober 2022

Der EU-Entwurf einer Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln wird von den Celler Landwirten und Vertretern des ländlichen Raumes mit Sorge und Unverständnis beobachtet.

In besonderem Maße sind die Celler Landwirte beunruhigt, da der Kommissionsentwurf alle Schutzgebiete aus dem Wasser- und Naturschutzrecht zu Verbotszonen für Pflanzenschutzmittel erklärt, sogar für die im Ökolandbau zugelassenen Mittel.

„Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie die EU diesen Vorschlag machen kann – angesichts der aktuellen Situation auf den Märkten für Nahrungsmittel. Die so ausgelöste Verknappung von Lebensmitteln wird zu weiteren Preissteigerungen und zu steigender Inflation führen. Das wird auch der Bürger spüren.“ erläuterte Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes aus Baven.

Im Landkreis Celle sind etwa 19.200 ha (34 %) der landwirtschaftlichen Fläche betroffen. Ein finanzieller Ausgleich ist mittel- und langfristig ausdrücklich nicht vorgesehen und Alternativen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werden nicht aufgezeigt. Die Celler Landwirte befürchten, dass die landwirtschaftlichen Erträge und der Selbstversorgungsgrad der EU mit Lebensmitteln von aktuell rund 90 % deutlich sinken werden.

„Wir gehen davon aus, dass der EU-Vorschlag zu einem dramatischen Strukturbruch in der heimischen Landwirtschaft führen wird. Voraussichtlich könnte jeder dritte Betrieb gezwungen sein, seine Landbewirtschaftung drastisch umzustellen“ führt Christoph Düvel, Vorsitzender des Landvolks Celle aus. Dies sei verbunden mit Mehrarbeit und -kosten auf den Höfen sowie Mindererträgen, was aber nicht durch höhere Verbraucherpreise oder Ausgleichszahlungen kompensiert werde. Viele Betriebe – wahrscheinlich 50 bis 100 im Landkreis Celle – würden eine solche Zwangsumstellung nicht überleben, so die Schlussfolgerung von Düvel.

Die Celler Landwirte sind nach einer Umfrage des Landvolk Celles gerne bereit, gegen entsprechende Entschädigung oder Ausgleichszahlungen, sich noch stärker für den Umwelt- und Naturschutz einzusetzen. Bereits jetzt werden von den Celler Landwirten zahlreiche Projekte zum Schutz der Natur und Umwelt durchgeführt. Dazu zählen Projekte wie FINKA, bienenfreundlicher Landwirt und Blühstrom.

Landvolk-Vorsitzender Düvel und Kreislandwirt Drewes sind sich einig, dass das beschriebene Ansinnen der EU mit allen Mitteln verhindert werden müsse und verwiesen auf das Schreiben von Landvolk und Verbänden aus dem ländlichen Raum in Niedersachsen an EU-KOM-Präsidentin Ursula von der Leyen, welches die dramatischen Konsequenzen aufzeige.